Am Anfang war die Wohnungshaltung: „Uns ist gerade eine wunderschöne weiße, taube Katze zugelaufen“, hieß es im Tierheim, sie müsse in der Wohnung bleiben wegen ihres Handikaps. Drei Tage später dann der Anruf: „Wir haben noch eine taube Katze, ganz lieb.“ Bei der Abholung gab es zu dem Doppelpack eine Zeitschrift mit einem Artikel über taube Katzen. Sie hören mit den Augen, so der Inhalt. Das stimmt.

Mittlerweile kapieren beide Samtpfoten, was Frauchens Kopfschütteln – oder protestierendes Aufstampfen bei unerlaubten Kletteraktionen auf dem teuren Sessel  - bedeutet und richten sich danach; falls sie gerade Lust haben. Leonie reagiert sogar, wenn man sie stumm der Küchenspüle verweist; meistens zumindest… Sogar das Psst-Zeichen haben sie gelernt, im Ernst. Nur ist die Wirkung leider nicht von Dauer.

Neve - so der Name der weißen Halbangora-Diva, die genau weiß wie hübsch sie ist – ist vermutlich seit Geburt taub, entsprechend schweigsam selbst beim Dosenöffnen, auch das Fauchen passiert lautlos, nur ihren Menschen kann sie ziemlich durchdringend anmaunzen, etwas heiser timbriert übrigens. Nickt man ihr zu, reagiert sie ähnlich, mit untermalendem Gegurre. Ach ja – ist eine Tür unverschämterweise verschlossen (Neve kann sie öffnen, davor warnten sie schon im Tierheim), gibt’s lauthals Rambazamba. Auch sie verfügt über Schnurrkapazität und eine Maunz-Ausdruckspalette. Hört man nicht auf ihr Flehen, wird sie Katzen-typisch brustig-fordernd.

Mit Leonie, dem fast tauben Stubentiger Nummer zwei, eindeutig auch die Nummer zwei in der Rangordnung, übt sie sich in stummen Blickduellen: Den Kopf wie ein Reitpferd haltend, der Körper gespannt und leicht voraus gerichtet, der buschige Schwanz peitschend, starrt sie von oben herab auf das kompakt zusammengekrümmte und gesträubten Haares knurrende Tigerbündel Leonie. Manchmal starren sich beide lange stumm an, dann bricht plötzlich die Aktion aus. Meist rennt Leonie so schnell sie kann auf ihre Tabuzonen.

Leonie hat ehemals gehört, war Scheunenkatze und verlor ihr Gehör durch Milbenbefall. Gehungert hat sie wohl auch, denn immer noch verschlingt sie ihr Fressen in Rekordzeit. Einige Frequenzen dringen durch, so zum Beispiel die Klavierbässe, die ihr den Schlafplatz auf dem Flügel gleich beim ersten Versuch vergällten. Die ersten Monate schrie sie nachts laut (bestimmt auch die Nachbarwohnungen durchdringend, aber zum Glück einem Baby nicht unähnlich...) um sich zu hören, seit sie sich zur Superkatze entwickelt hat  und Wohlgefühl zeigt, herrscht Nachtruhe. Auch ihre Lautäußerungen sind denen einer Katze mit Gehör ähnlich. Dazu kommt ein wohliges Gurren mit Zitterschwanz und Buckel bei jeder Art Aufmerksamkeitsbezeugung von Menschen.  

Neve Leonie

 

 

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